Lohnt sich eine Photovoltaikanlage für einen Gewerbebetrieb?

October 9, 2024

Die steigenden Energiekosten und der verstärkte Fokus auf Nachhaltigkeit rücken das Thema der Photovoltaik (PV) auch für Gewerbebetriebe immer mehr in den Vordergrund. Doch lohnt sich die Investition in eine PV-Anlage für Unternehmen wirklich? In diesem Beitrag gehen wir dieser Frage auf den Grund und betrachten ein konkretes Fallbeispiel.

Vorteile einer Photovoltaikanlage für Gewerbebetriebe

1. Kostenersparnis durch Eigenverbrauch
Einer der größten Vorteile einer PV-Anlage ist die Möglichkeit, den eigenen Stromverbrauch zu senken. Gewerbebetriebe benötigen in der Regel große Mengen an Energie, sei es für die Produktion, Bürobeleuchtung oder IT-Systeme. Hier bietet die Photovoltaik die Chance, den Strombedarf zu einem erheblichen Teil selbst zu decken. Der selbsterzeugte Strom ist nicht nur umweltschonend, sondern auf Dauer auch deutlich günstiger als der Bezug von externen Stromanbietern (Umweltbundesamt, 2023).

2. Absicherung gegen steigende Strompreise
Strompreise sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Mit einer Photovoltaikanlage können Gewerbebetriebe ihre Energiekosten auf lange Sicht stabilisieren und sich unabhängig von zukünftigen Preissteigerungen machen. Besonders für Betriebe mit hohem Stromverbrauch ist dies ein entscheidender Faktor für die Kalkulierbarkeit der Betriebskosten (Bundesverband Solarwirtschaft, 2023).

3. Nachhaltigkeit und Imagegewinn
Immer mehr Kunden und Geschäftspartner achten darauf, ob Unternehmen nachhaltig agieren. Eine Photovoltaikanlage kann hier als klares Zeichen für Umweltbewusstsein und Innovationskraft dienen. Betriebe, die aktiv CO₂-Emissionen reduzieren und ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten, können dadurch auch ihr Image verbessern (EnergieAgentur.NRW, 2023).

4. Zinsgünstige Kredite der KfW
Die KfW-Bank bietet für Investitionen in erneuerbare Energien zinsgünstige Kredite an. Zum Beispiel das Programm "Erneuerbare Energien - Standard (270)", welches Unternehmen ermöglicht, zu attraktiven Konditionen in Photovoltaikanlagen zu investieren. Durch die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten lassen sich die Investitionskosten besser stemmen, und die Rückzahlung kann durch die Einsparungen beim Strombezug teilweise gedeckt werden (BMWK, 2023).

Fallbeispiel: Eine mittelständische Druckerei installiert eine PV-Anlage

Nehmen wir als Beispiel die mittelständische Druckerei "ABC Solutions“, die jährlich rund 300.000 kWh Strom verbraucht. Aufgrund der hohen Energiekosten entschließt sich der Geschäftsführer, eine PV-Anlage auf dem Dach des Firmensitzes zu installieren.

Die Ausgangslage:

- Stromverbrauch: 300.000 kWh pro Jahr
- Strompreis: 0,30 Euro pro kWh
- Jährliche Stromkosten: 90.000 Euro (300.000 kWh * 0,30 Euro/kWh)
- Geplante PV-Anlage: 200 kWp
- Preis pro kWp: 619 Euro
- Investitionskosten: 123.800 Euro (200 kWp * 619 Euro/kWp)
- Finanzierung: Die Druckerei nutzt einen zinsgünstigen Kredit der KfW über das Programm "Erneuerbare Energien – Standard (270)".
- Erwartete Lebensdauer der Anlage: 25 Jahre

Leistung der Anlage:

Eine Photovoltaikanlage mit 200 kWp produziert im Durchschnitt rund 200.000 kWh pro Jahr. Typischerweise liegt der Eigenverbrauchsanteil bei etwa 60%, das heißt:
- Eigenverbrauch: 60% von 200.000 kWh = 120.000 kWh pro Jahr
- Einspeisung: 40% von 200.000 kWh = 80.000 kWh pro Jahr

Einsparung durch Eigenverbrauch:

Einsparung durch Eigenverbrauch: 120.000 kWh * 0,30 Euro = 36.000 Euro pro Jahr

Einnahmen durch Einspeisevergütung:

Für Anlagen über 100 kWp beträgt die Einspeisevergütung im Jahr 2023 5,8 Cent/kWh bei einer festen Einspeisung (Bundesnetzagentur, 2023; Bundesverband Solarwirtschaft, 2023).
- Einnahmen aus Einspeisung: 80.000 kWh * 0,058 Euro = 4.640 Euro pro Jahr

Gesamte jährliche Einnahmen und Einsparungen:

Gesamte jährliche Einsparungen/Einnahmen: 36.000 Euro (Einsparung durch Eigenverbrauch) + 4.640 Euro (Einspeisevergütung) = 40.640 Euro pro Jahr

Amortisationszeit:

Die Investition in die Anlage beläuft sich auf 123.800 Euro. Durch die jährlichen Einsparungen und Einnahmen amortisiert sich die Anlage wie folgt:
- Amortisationszeit: 123.800 Euro / 40.640 Euro = ca. 3,05 Jahre

Das bedeutet, dass sich die Anlage nach etwa drei Jahren amortisiert hat. Ab diesem Zeitpunkt generiert die PV-Anlage für die restlichen 22 Jahre ihrer Lebensdauer Stromkostenersparnisse und Einnahmen.

Fazit: Wann lohnt sich eine PV-Anlage für einen Gewerbebetrieb?

Eine Photovoltaikanlage lohnt sich besonders für Unternehmen, die:
- Einen hohen Stromverbrauch haben und diesen größtenteils tagsüber abdecken können.
- Langfristig ihre Energiekosten stabilisieren und unabhängig von Strompreissteigerungen sein wollen.
- Wert auf Nachhaltigkeit und eine positive Außendarstellung legen.
- Zinsgünstige Kredite der KfW oder andere Fördermöglichkeiten nutzen möchten.

Im Fall der Druckerei „ABC Solutions“ zeigt sich, dass sich die Investition bereits nach knapp drei Jahren amortisiert und das Unternehmen anschließend über viele Jahre hinweg von günstigem, eigenproduzierten Strom profitieren kann. Damit ist die Photovoltaikanlage nicht nur eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung, sondern auch ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.

Quellen:

Bundesnetzagentur. (2023). EEG Förderung - Einspeisevergütung 2023. https://www.bundesnetzagentur.de
Bundesverband Solarwirtschaft. (2023). Vergütungssätze für Photovoltaik 2023. https://www.solarwirtschaft.de/datawall/uploads/2023/01/bsw_verguetungssaetze_aktuell.pdf
EnergieAgentur.NRW. (2023). Nachhaltigkeit in Unternehmen durch erneuerbare Energien. https://www.energieagentur.nrw.de
Umweltbundesamt. (2023). Photovoltaik und ihre Vorteile für Unternehmen. https://www.umweltbundesamt.de